Freitag, 14. Januar 2011

Als der Dachs mal traurig war

Kurzgeschichte: Als der Dachs mal traurig war by superbein

Ein wenig anders war dem Dachs, als es sich die Sonne zur Mittagszeit an ihrem höchsten Stand zwischen den Südgipfeln und der hohen Eiche, die mitten auf einer Waldlichtung ihre tiefen Wurzeln geschlagen hatte, ansah. Satt war er und auch geliebt von seiner Frau. Er hatte alles, was das Leben eines Dachses zu eben jenem machte. Seine Brille zurecht rückend wand er sich schweren Schrittes von dem alten Bild ab und beschloss der Kröte vom See seine Lasten zu erzählen. Doch die Kröte konnte den Dachs nicht weiter helfen, denn sie war zu sehr mit ihrem Überleben beschäftigt. Der See musste noch diesen Herbstabend leer gefuttert werden, denn der Winter sollte den Sauerstoff des Wassers vollends entziehen.

Der Dachs atmete tief und hatte dabei das Gefühl, dass nicht nur der See diesen Winter an Sauerstoff mangeln würde. Traurig Zog er zu seinem Freund dem Igel weiter. Die Flusswindungen leiteten ihn vom See aus zum Unterschlupf des frechen Freundes. Mit traurigen Augen blickte der Dachs seinen Freund an und versuchte mit Worten zu zeigen, was ihn so sehr bedrückte. Doch egal was er auch sagte, der Igel konnte nicht aufhören zu lachen. Er lachte und lachte und auch als der Dachs schon längst weiter im Wald versunken war, konnte man noch das Lachen des frechen Freundes schallend wahr nehmen. Von allen Bäumen her schien es dem Dachs durchs Gesicht zu peitschen und endlich, als er den höchsten aller Baumwipfel auf den höchsten aller Berge im tiefsten des Waldes erklommen hatte war der Dachs befreit von allem Geräusch. Nur sein eigener Pulsschlag spendete ihm nun noch Anwesenheit, doch wurde auch dieser immer stiller.

Die Sonne hatte sich ohne Verabschiedung getrennt, doch dem Dachs machte es jetzt nichts mehr aus. So hoch über dem Wald war es von Vorteil nicht all zu weit gucken zu können, denn schwindelfrei war der Dachs nie gewesen. Eine frische Brise vom vergangenen See schwenkte den Baum im Herzschritt des Dachses. Er schloss die Augen und wünschte sich ein Vogel zu sein. Dann wollte er noch wissen wie er hier her gelangen konnte. Dachse auf Bäume sind bekanntlich vom Aussterben bedroht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen